Drei Jahre Texas…

Na ja, noch nicht ganz, aber wir arbeiten uns durch die letzten Monate in diesem Staat und die Stadt, der Staat sind uns schon sehr vertraut, von vielen Ausflügen und Unternehmungen. Aber die Texaner – oder solche die es gerne werden wollen – sind und bleiben uns doch recht fremd. Warum? Liest Du hier…

AUTO: Kinder (alle, außer unsre armen, bayerischen Buben) werden bis zur Highschool (also bis sie dann selber mit 16 die Straßen sowas von unsicher machen) von den Eltern täglich in die Schule gefahren. Auch wenn die Schule ums Eck ist und/oder ein Schulbus fährt. Warum das so ist, haben wir lange versucht zu verstehen. Hier einige Antworten der Texaner:

  1. Es ist viel zu gefährlich, die Autofahrer passen nicht auf und es gibt keine sicheren Rad- und Fußwerge.
  2. Mein Sohn – 14 Jahre in dem Fall!! – kann schon Rad fahren, ABER so allein auf der Straße? Das kann er noch nicht.
  3. Das Wetter ist: zu kalt, zu heiß, zu nass, zu viele Pollen, zu windig, zu sonnig, zu bewölkt, weil mein Kind immer (immer!!!) nur shorts und T-shirt trägt.
  4. Es ist so praktisch: Auf dem Weg zur Arbeit, fahr ich in der drop off lane an der Schule (5m vom Haupteingang entfernt! Kein Witz!) vorbei!
  5. Die Sicherheit und Gesundheit meines Kindes geht vor! Deshalb immer Auto!
  6. Ich (eine Mutter) hatte vor 25 Jahren einen Busunfall. Deshalb lasse ich meinen 17-jährigen nie Bus fahren.

So und ich kann dazu nur sagen:

  1. Ja, die Texaner können nicht Auto fahren! Aber es gibt – bezahlte – Schulweghelfer, Sicherheitspersonal, Polizisten (!) und die safety patrol (dazu später mehr) um jede Schule, Ampeln und Gehwege. Man kann das schon machen… Und unsre Kinder leben immer noch!
  2. Traurig aber wahr: Es gibt keine Verkehrserziehung! Gar keine! Die Kinder können nicht mal alleine über die Straße gehen…
  3. Äh, nein! Verglichen mit z.B. dem gemeinen mitteleuropäischen Wetter ist das hier ein wahrer Ich-kann-jeden-Tag-angenehm-zur-Schule-fahren-Wetter-Traum! Und das mit der angepassten Übergangskleidung (ah, das ist so ein schönes Wort!!) geht hier soweit, dass die Schule ein Merkblatt hat, dass zusammen mit regelmäßigen emails verschickt wird in dem steht, was die Kinder bei welcher Temperatur tragen sollen. Klappt bloss nicht. Die gehen trotzdem mit T-shirt und shorts. Ist ja nur in die Garage ins Auto und dann die 5m in die Schule.
  4. Än, doppel nein! Die „lane“ bewegt sich im Schneckentempo und die Eltern stehen zwischen 15-20 Minuten in der Schlange. OK, man kann währenddessen: Emails schreiben, telefonieren, texten, spielen, sich schminken, Fingernägel schneiden (wahlweise auch zum Fenster raus), Kaffee trinken, den Hund streicheln und natürlich im flauschigen, weißen Plüschbademantel im Auto sitzen (alles nicht erfunden, selber mehrfach gesehen). Ums Kind muss man sich nicht kümmern. Das hat ja das Tablet/Handy in der Hand. Kalt/heiß ist es auch nicht, weil man natürlich das Auto in der Schlange, vor der Schule laufen lässt. Und das ist kein Elektroauto! Sondern der fette Pickup! Hüstel, röchel…
  5. Freilich! Und Burger und Pommes sind gesund! Das Auto ist sogar so sicher, dass schon 5-jährige vorne sitzen, ohne Kindersitz und der Hund sitzt gewöhnlich auf dem Schoß des Fahrers, Kaffee und Handy in der andren Hand…
  6. Und Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen geht nicht, äh, weil, äh keine Ahnung… Ich hab mein Kind halt sooooo lieb und da nehme ich gerne in Kauf es jeden Tag und überall hin zu chauffieren. Auch wenns nur 1 Meile ist. So what…

Selbstverständlich werden die Kinder auch am Nachmittag und am Wochenende überall mit dem Auto hingefahren. Bewegung, Sport und frische Luft ist ja soooo wichtig!

Aber hey. Es gibt Lichtblicke: Seit einer Woche, nach 2 1/2 Jahre die wir hier sind, darf einer der Nachbarsjungen (11-jähriger Fünftklässler) mit unsren Jungs allein (!) in die Schule radeln. Na ja, er hatte kein Licht, kein Schloss und irgendwie nicht verstanden, dass man dann nach der Schule aufeinander wartet und wieder zusammen… Aber es ist ein Anfang!

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